Sonntag, 30. September 2007

Lieber BVB

Lieber BVB,

ich bin nun schon seit vielen Jahren wirklich großer Fan - und das, obwohl ich einer absoluten Werderaner Hochburg lebe, meine Familie nur aus WerderFans besteht und auch mein Freundeskreis eher grün-weiss, denn schwarz-gelb trägt. Das ist alles kein Problem, schliesslich bin ich Fan; da stärkt Häme nur die Fanliebe. Aber das, was ich in letzter Zeit ertragen muss, geht dann doch ein Stück zu weit. Nach der letzten Saison, die wirklich unglaublich scheisse war, hatte ich in dieser Saison auf etwas mehr Freude gehofft. Der erste Spieltag (ich blicke hier mal kurz zurück) war: peinlich (1 - 3 gegen den MSV Duisburg), der zweite Spieltag gefiel dann eher dem anderen Autor dieses Blogs (1 - 4 gegen Schalke), der dritte Spieltag ein Hoffnungsschimmer (3 - 0 gegen Energie Cottbus). Spieltag Nr 4 ein aufbauendes 1 - 0 gegen Hansa Rostock (die nun immerhin in der Tabelle vor dem BVB stehen) und danach der persönliche Höhenflug: 3 - 0 gegen Werder. Ab diesem Zeitpunkt waren sich wohl viele BVB-Fans einig: das könnte diese Saison was angenehmes werden; nichts überragendes, nur eine Saison mit Platzierung im oberen Mittelfeld. Aber danach! 2 - 3 gegen Hertha, 0 - 3 gegen den HSV, gestern 1 - 3 gegen Karlsruhe.
Da wird man wütend, sehr wütend. Zwar sagt man mir oft nach, ich sei ein Unglücksbringer für jeden Verein - aber sich auf diese Art und Weise dem Schicksal ergeben? Als der ARD-Kommentator sagte "Der BVB versucht, das Tempo rauszunehmen" schien es mir eher so, als wolle die Mannschaft auch nicht mehr spielen: kein Einsatz, kein Wille zum Sieg, kein Kampfgeist. Alles Phrasen? Wenn einem die Worte ob dieses spielerischen Debakels fehlen, greift man eben auf Phrasen zurück, um überhaupt was sagen zu können - und noch immer fehlen mir trotzdem die Worte: das hat nichts mehr mit Fußball spielen zu tun, das ist Arbeitsverweigerung. Und es ist eine Unverschämtheit, danach zu sagen "Ich habe mit den Spielern geredet." Wenn sie es sich nicht zu Herzen nehmen, muss eben gehandelt werden: Bank, Regionalliga - oder wirklich mal eine Saison zweite Liga. Nur mit der aktuellen Einstellung könnte man so enden wie zur Zeit Kaiserslautern...

Mit vielen Grüßen,
Ulrike B.

Freitag, 28. September 2007

Mittwoch, 26. September 2007

21. September 2007, Osnabrück

Bereits zum zweiten Mal beehrt uns Philipp mit einem Gastbericht. Als Aue-Fan hat er zur Zeit einiges zu leiden...

Gut gelaunt mache ich mich mit dem Zug auf nach Osnabrück, es ist so halb drei. Wie immer sind viel zu viele Menschen in der Bahn aber ein mp3-Spieler hilft gegen allzu viel Umgebungslärm und nervige Unterhaltungen. In Osnabrück treffe ich mich mit meinem Cousin, der mit mir heute den FC Erzgebirge unterstützen will. Dafür gebührt ihm Hochachtung, den als SV Werder Fan hat er sonst mit höherklassigerem Fußball zu tun. Untergemischt unter zahlreiche Vfl Osnabrück-Anhänger geht es dann in Richtung Osnatel-Arena.
Ein dämlicher Name, wie ich finde. Ein paar Auefans sind auch schon da. Einer, so Mitte Vierzig brüllt in einer Unterführung einen einprägsamen Satz in Richtung einiger Osnabrücker. „In Euroooopaaaa, kennt Euch keine Sau!!!!“ Genau! Aue dagegen hat in den Achtzigern im Uefa-Pokal gespielt.
Wir sind viel zu früh da und stehen mit etwa 10 Leuten im Gästeblock. Ob das noch besser wird? Es wird! Als das Spiel losgeht sind es dann doch geschätzte 150 Veilchenschlachtenbummler, die Aue den Rücken stärken wollen. Uns gegenüber ertönen Fangesänge der Osnabrücker. Man muss sie nicht mögen, aber von den Stehplätzen des (ich schätze mal Südtribüne???) richtigen Fanblocks kommt eine ordentliche Lautstärke! „Fußballfans sind keine Verbrecher!!!!!“ Da klinken wir uns doch gleich mit ein! Gemeinsames Singen für einen kurzen Moment. Danach natürlich schreit jeder Block für sich.
Über das Spiel selbst schreibe ich hier nix, Aue verliert 1:2, das wars.
Mist! Mein Cousin und ich latschen enttäuscht zum Bahnhof zurück, machen einen kleinen Umweg über eine Tanke, labern noch kurz mit anderen Auefans, führen Telefonate...
In Münster angekommen (ich quartiere mich bei meinem Cousin ein), holen wir uns noch ein paar Bier, laufen durch die Dunkelheit, fachsimpeln und hängen schlussendlich vor dem Fernseher ab. Sieht man einmal vom Ergebnis ab, hat es echt Spaß gemacht. Leider ist das nächste Spiel in der Nähe erst im Januar oder so. Auf St. Pauli. Vielleicht gibt’s dann ja drei statt null Punkte.

Sonntag, 23. September 2007

Kreisliga bitte

die kreisliga ist bundesliga - nur kleiner.
kreisliga kann einiges besser als die bundesliga - aber wirkt dabei so herrlich ursprünglich.
ich hole nur kurz aus:
mein opa wollte bis zum schluss ("da isser hin") jedes wochenende wissen, was schalke gemacht hat. er war früher immer "inne glückaufkampfbahn" und das was er erzählte, konnte ich auf schalke nie finden. da gibt es keine asche, keinen kampf und kein bier aus holzhütten mehr. fussball ist jetzt geld, fussball ist nicht mehr zum anfassen, sondern zum zusehen.
wohin also wenn man einmal den ball wieder einwerfen will oder das geschrei und geschimpfe von echten fans will? eben. unterklassiger fussball von installateuren, maurern, studenten und allen anderen denkbaren berufen.
vor einigen jahren war ich bereits häufiger aus persönlichen gründen beim TSV kupferdreh. damals erkannte ich schon, dass dort grosses potential liegt. natürlich muss man dabei eine augenbraue hochziehen, natürlich ist das nicht gerade hochkultur. aber wer wissen will, wie sich fussball anfühlt, findet es dort definitv eher, als in jedem stadion der bundesliga.
dies sei nur als persönlicher hintergrund genannt.
nun aber zur sache, dem großartigen spiel:

SuS Niederbonsfeld vs. Blau Gelb Überruhr
[Kreisliga C]

wir waren spät dran, daher lief das spiel bereits einige minuten. am eingang zahlten wir 2 herren genau 2 euro, die dame durfte umsonst zusehen.
eine tribüne konnte man das, was wir fanden nicht nennen. es waren stufen aus stein, ca. 50 cm hoch, asche (aber die helle) als grund. als erstes bier (1,10 - mit pfand) und dann setzen. platz gab es, waren aber immerhin ca. 30 bis 50 menschen da.
das spiel war belustigend. wir haben keine beckhams, rooneys oder zidanes erwartet; da wunderte es eben wenig, dass es eher ein gestocher war an dessen ende meist jemand umfiel oder zwei sich gegenseitig schlimme sachen sagte. wenn es das nicht war, dann war der ball nach 20 sekunden im aus. das lag nicht an der asche auf der gespielt wurde, es lag auch nicht wirklich am umvermögen der spieler - das spiel war einfach hart und zerfahren.
aber: die bratwurst war billig, daher die halbzeit mit sonne auf dem gesicht, bratwurst in der einen und bier/cola in der anderen verbracht. dazu alte menschen und junge menschen. die alten menschen tragen karrierte hemden, sehe aus als hätte sie nie selbst gespielt und in ihrem ganzen leben gibt es nur einen sinn:
dem schiri die regeln erklären.
"schiri, schreibt die ma die nummer. du blödmann"
"schiri, datt is doch nie und nimmer abseits. spielt man das hier auffem dorf so oder watt?"
"ähhhh...soll ich ma schreiben für dich? wie lahm kann man denn sein"
"datt war doch gelb, hömma auf du....blödmann"
zum sport selbst:
niederbonsfeld dominiert die erste hälfte. man erkannte sogar richtig gutes stellungsspiel, die schönheit der mannschaft spielt mit der nummer 13 eine nummer 10 (so sah es aus) und war wohl an dem tag etwas schlecht aufgestanden.
er verliert einen ball, kurz danach ist der auch im aus. nummer 13 geht dann aber zu einem spieler von "Blau Gelb" der gerade den einwurf machen will. er stellt sich demonstrativ nah an ihn ran, "Gelb Blau" deutet an, ihm den ball vor den schädel zu knallen.
nummer 13: "na komm, mach doch"
der schiri kommt ("watt denn? watt will der schiri denn da? da wa doch nix mannnnnn")
und sagt beiden:
"ich schwör: macht sowas und ich stell euch SOFORT vom platz. is das klar?"
war es.
aber niederbonsfeld machte dann ja auch fein das 1:0. so ging es in die pause.
hälfte 2 waren die Blau Gelben dann deutlich mehr in ballbesitz, von besser mag ich nicht sprechen, aber bemühter. beide spielten gut, aber "bonsfeld" einfach etwas cleverer und das sieht man daran, dass Blau Gelb besser war aber eben in 45 minuten ("schiri, nur 1minute nachspielen? soll ich ma deine uhr aufziehen?") kein tor zu machen ....das rächt sich.
so stand es am ende eben weiter 1:0 für Niederbonsfeld. im endeffekt: verdient finde ich, denn überlegenheit auf dem platz muss sich auch auszahlen. als schalker darf ich das sagen, ich kenn mich da aus.
ein insgesamt doch fahriges spiel, dessen unterhaltungswert dennoch nicht allzu niedrig war. allein wegen der meckerliesen auf der tribühne. liebe zum sport oder liebe zum gemecker?
egal. insgesamt ein herrlicher ausflug an einem sonnigen tag mit menschen, die fussball noch spielen weil sie es mögen und nicht weil es geld gibt.
gesten wie bei den großen, danach ein pils im vereinsheim. wenigstens diese welt ist noch gut.

hier erstmal die bilder:

erster eindruck


Bierbude


häufige szene: gefallener fussballer

die bahn kommt

Publikum

nach dem spiel: spielerfrauen

und jetzt noch ein leckerchen, dass aber in häßlicher packung daher kommt:
die schöne wie kluge assistentin hat noch videos gemacht, auf denen es aber eigentlich um den ton und die sprüche geht, der von den experten auf der tribüne so kam. die spieler taten mir fast leid, sich so einen scheiss anhören zu müssen wo sie sich in der hitze echt reingehängt haben.
aber für uns natürlich ein vergnügen.
die qualität der bilder ist schlecht, der ton muss laut, aber dann lohnt sich das.

"samma hast du keine karten dabei oder watt?"



"ey nimm doch ma die haare aussem gesicht"



"komm vorne rein mann"




es war ein großer spaß. danke für das lange lesen.

Donnerstag, 20. September 2007

Absurdes Chelsea

Chelsea entlässt seinen Trainer nach 2 Meisterschaften, weil er in der Champions League unentschieden spielt. Das hätte man vor 30 Jahren so mal sagen sollen. Heute? Hat man darauf gewartet.
Warum der Trainer der Dumme und Geld nicht alles ist, haben wir heute in einer neuen Form aufbereitet. Wir mischen die Meinungen und machen somit ein aus/fgezeichnetes Live-Gespräch daraus. Immer was neues. Wie das aussieht? So:

Ulrike: In den letzten Wochen überschlugen sich die zahllosen deutschen Blättchen über immer neue Schreckensnachrichten im "Fall Ballack". Was meinst Du, wie es nun - nach der Entlassung Mourinhos - mit den beiden Sorgenkindern Michael Ballack und Andrij Schewtschenko weitergeht?

Björn: Hmmm. Ich fand es schon damals dumm zu Chelsea zu gehen, weil ich Michael Ballack für völlig überschätzt halte. Aber das was er kann, kann er nicht da zeigen, wo 3 andere das gleiche können. Der Trainer spielt da glaube ich keine große Rolle. Aber das ist immer das gleiche: weil es viel Geld gibt, geht man zu so einem Verein und wird dadurch relativiert. Michael Ballack hätte gleich zu einem Verein gehen sollen, der mit seinem Talent das richtige macht. Also eine Mannschaft die ihn auch wirklich braucht. Also ich würde tippen, dass er bleibt, aber keine große Rolle spielen wird, genau wie Herr Schewtschenko.

Ulrike: Nunja. wäre auch sicherlich einfacher.... Kaum spielen, aber trotzdem Geld verdienen. Mich hat Chelsea in den letzten Jahren immer an so ein Kuriositäten-Kabinett erinnert: diese Dinger, die Menschen kaufen, die beispielsweise nur ein Auge haben. Nur, dass es bei Chelsea um die Namen ging.

Björn: Ja, genau das. Und jetzt kommt es anders als gedacht, weil man mit Geld nicht automatisch ein Abo auf die Meisterschaft kaufen kann. Und weil dann ein Herr Ballack eben seine Qualität gar nicht mehr zeigen kann. und auch andere werden da untergehen. Wer hat denn seit er bei Chelsea ist außer Drogba noch von sich reden gemacht?

Ulrike: der singt nun demnächst in der Royal Albert Hall... "Diamonds are a girls best friend"....

Björn:: Ja, dass kann er vielleicht sogar auch noch. Aber sonst? Alle untergegangen. das ist wie ein Menü in dem jeder Gang nur noch lecker ist und nach 3 Tagen mit leckeren Menüs vergisst Du, dass es auch essen gibt, dass weniger gut schmeckt. Ein Star ist eben jemand der auch aus der Masse heraussticht. Wie soll das noch gehen, wenn alle nur Stars sind?

Ulrike: Die frage müsste vielleicht eher lauten: was passiert, wenn sie alle Stars sind, aber der eine wegen seiner Frisur, der andere wegen seiner Ehefrau? Und nur wenige wirklich als Spieler...

Björn: Hmmm. aber die Qualität war ja vorher da. Das mit den Haaren und Autos und Spielerfrauen ist ja doch eher Real oder Barca. Das sehe ich bei Chelsea nicht so stark. Aber Stars sind es eben auch nicht mehr wirklich und Stars werden auch daran gemessen, welche Erfolge sie feiern. Und wegen des vielen Geldes dachte man wohl, dass die erfolge schon kommen. Es ist doch schön dass wenigstens diese Rechnung nicht aufgeht.

Ulrike:: Merkt man nun ja auch an den Bayern. Zwar dominieren sie die Liga, aber bei weitem nicht so, wie es der Kicker predigte... Und nun träumen die Bayernfans in einigen Foren ja schon von Mourinho als Hitzfeld-Nachfolger...

Björn: Was sicher nicht einmal dumm ist. Denn meiner Meinung nach bleibt er - sportlich - ein großer Trainer. Modern, schnell und mit gutem System. Nur: seine Arroganz kann er bei Bayern nicht durchsetzen. Dasselbe wie bei Chelsea: Wenn dahinter jemand sitzt, der so was nicht schätzt (das tut Uli Hoeness nicht...) dann wird er ebenfalls sobald es geht auf der Straße sitzen. Er hätte vielleicht früh genug nach Wolfsburg gehen sollen. Den Laden hätte er mit wehenden Fahnen überrannt. Und vielleicht sogar wirklich Erfolge gehabt. Okay, weniger Erfolg als bisher konnte Wolfsburg wahrscheinlich auch gar nicht haben.

Ulrike: Dass ein Verein wie Wolfsburg kein Anrecht auf einen Platz in der ersten Liga hat, ist ja auch klar... Mich interessiert wirklich, wo Mourinho bald sitzen wird. Solch ein Ego darf neben sich nicht noch ein Ego sitzen haben... bei Bayern wäre neben Hoeness auch noch der Kaiser...

Björn: Eben. Aber im Spitzensport wird er so keinen Platz finden, denn Trainer müssen austauschbar sein. Und er hatte eben den Chelsea-Nachteil: alle Mittel zu haben ist ein Fluch, denn wenn Du alles bekommst, was Du brauchst, um ein Auto zu bauen und dann kommt dabei nichts raus, dann hast du beim Bauen versagt. Nicht der, der Dir Teile geben sollte. Denn das hat er gemacht. Wenn die nicht passen geht das auf Deine Kappe. Abwegiger Vergleich, aber er hat keine Entschuldigung dafür, nicht Meister geworden zu sein. Und das ist vielleicht das wirklich interessante: es war der erste Versuch, wo ein Trainer wirklich alles und jeden haben konnte, den er wollte. Damit war er aber auch der erste, der wirklich objektiv zum Erfolg verdammt war. Und damit kann man beim Sport nur scheitern, denn Sport ist immer auch mit Zufall und Glück gepaart. Dumm gelaufen für ihn und dumm das Angebot angenommen zu haben - weil es zu ahnen war.
Aber wer meinst Du denn ist der nächste Dumme? Wer würde das Risiko noch auf sich nehmen? Klinsmann?

Ulrike: Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass Klinsmann da nur scheitern kann. Er würde sich auf Dauer mit Abramowitsch genauso in die Haare bekommen wie Mourinho. aber Klinsmann hat mich schon so oft überrascht - das war nun die Kunst den Nichtssagens... Ich habe nämlich keine Ahnung, wer groß genug für den Schuh auf Dauer sein soll... Aber der Loddar traut sich das bestimmt zu....

Björn: Loddar dachte ich auch schon. aber Klinsmann ist zu klug. Der wird - wenn überhaupt - was Kleineres nehmen. Vielleicht eher so was "kleines" wie Newcastle oder Valencia. Klein ist relativ, aber klein in Bezug auf Finanzen und Möglichkeiten. Da wird nicht gleich erwartet dass Du alles holst. Aber die Frage ist ja eigentlich: Ist Mourinho mit 2 Meistertiteln wirklich gescheitert? Jeder andere würde damit gefeiert. Auch mit Geld dahinter: war das Problem vielleicht, dass ein Amateur mit Geld versucht, jemanden mit Ahnung von der Materie zu beurteilen? Also Abramowitsch der Amateur gegen Mourinho?

Ulrike: Prinzipiell ja. Wie soll jemand, der sein Geld mit Öl gemacht hat, einen Fußballsachverstand und vor allem Trainingssachverstand aus dem Ärmel zaubern? Und: zwei Meistertitel sind viel. Mourinho ist nur an den Allmachtsphantasien eines modernen Oligarchen gescheitert... Und hat sich davon anstecken lassen... Und: Newcastle hat Big Sam. das hat bis auf letzten Montag bis jetzt gut geklappt...

Björn: Ja, Newcastle war auch nur ein Beispiel für die "Größenordnung" die ich Klinsmann zutrauen würde. Aber ein Trainer kann Größenwahn ruhig haben, wenn er es nicht sogar zwingend braucht. Aber wenn dahinter jemand steht, der die Aufgabe nicht erfüllt und nicht daran arbeitet, aber das Ergebnis haben will - das kann niemals klappen. Das würde aber ja heißen, dass Chelsea nicht zu trainieren ist. Eigentlich. Und was - wenn das so ist - sollen die dann noch machen?

Ulrike: Vor allem, sich überdenken... Wie weit bitte ist es gekommen, wenn eine Mannschaft nicht mehr trainierbar ist, weil der Besitzer des Vereins dem Wahnsinn anheim gefallen ist?
Aber zum Schluss noch eine Fundamental-Frage: Mourinho-Fan? oder Mourinho-Hasser? Er ist ja schon jemand, an dem sich die Geister scheiden....

Björn: Kann man denn Fan von dem sein? Ich glaube, seine Arroganz verbietet das. Aber ich kann nicht umhin, ihn als Profi zu bezeichnen. Seine Arbeit ist was anderes als sein auftreten, seine Politik nicht zu vergleichen mit Gentleman wie Alex Ferguson, aber er ist eben einfach ein guter Trainer. Vor allem beeindruckt hat mich, dass die Spieler die er kauft, meist dem gleichen Typ folgten. Er hat einfach eine Linie und im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen sah ich eine Linie. Nur war mir klar, dass er die nicht würde zu Ende bringen können.

Ulrike: Ich bin ja bekennender Mourinho-Fan. Zum einen aus den von Dir genannten Gründen: seine Fußballsachverstand, sein unbestreitbares Können. Zum anderen mag ich aber auch "Typen" im Fußball: er erscheint oft wie ein Besessener; deshalb auch oft dieses ungentlemanhafte Verhalten mit einem Lausbubengrinsen. Gerade, dass sich an ihm die Geister scheiden und er sich durch nichts beirren lässt (ausser durch Abramowitsch irgendwie), macht ihn für mich irgendwie sympathisch.

Björn: Ja, dem stimme ich - bis auf das mich die Sprüche mehr nerven vielleicht - voll zu. Er ist einer von denen, die den Sport ausmachen.

Dienstag, 18. September 2007

Männin des Tages

Eigentlich bin ich keine Emanze und auch absolute Verfechterin des generischen Maskulinums. Trotzdem fand ich dies dann doch etwas.... undurchdacht.



Quelle: kicker.de

Montag, 17. September 2007

Auf der Hundsmühler Höhe

Spiel: TuS Eversten - Ahlhorner SV (Bezirksliga Weser Ems, Staffel II)

Stadion: Hundsmühler Höhe

Zuschauer: geschätzte 40

Ergebnis: 3 : 4

StadionWurst: lecker, etwas zu fettig. 1,50Euro.

StadionBier: C. konsumierte ein gut gekühltes Becks Green Lemon (1,40Euro), ansonsten auch: Becks.

Atmosphäre: genau so wie man es von den kleineren Sportplätzen kennt: Familiär. An den Seiten Ehefrauen, Väter, Kinder und kleine Mädchen, die davon träumen, Spielerfrau zu werden - am besten vom zukünftigen David Beckham. Dazu lautes Geschrei vom Rand: die Zuschauer interessierte das Spiel. Ist ja nicht mal in den großen Stadien immer so.

Fans: Wo keine Fanschals, da kaum Unterscheidung möglich. Dennoch einige angereister Ahlhorner Fans, die - s.o. - ihre Mannschaft laut unterstützen und mitfieberten.

Sonstiges: Es empfiehlt sich, vorher auf einen Plan zu gucken, wo der Platz genau ist. Bei uns wäre der Besuch schon fast an C.´s Wutanfall ob meiner Orientierungslosigkeit auf dem Weg gescheitert. Das Spiel war dann aber eine angenehme, wenn auch nicht hochklassige, Unterhaltung. Nachdem es einige Zeit nach einem klaren Sieg Ahlhorns ausgesehen hatte, konnte sich Eversten noch mal rankämpfen, musste sich dann aber doch geschlagen geben (Phrasen!Phrasen! Phrasen!). Schön war, dass ein Spieler der Ahlhorner an Martin Max erinnerte, einer der Spieler vom TuS an den "jungen Toppmöller". Muss man sich vielleicht für unangenehmere Spiele merken: Welcher Spieler sieht aus wie ein bekannterer Spieler?

Nervtötend: Die Musik. Malle-Mucke. Beispiel gefällig?
Joana, du geile Sau
geboren um Liebe zu geben
Verbotene Träume erleben
Ohne Fragen an den Morgen danach
Oh Joana, du geile Sau
Dein Lächeln ist fordernd und flehend
Mit mir all die Wege zu gehen
Die ein Mensch allein nicht findet

Ich wohn' in der Stadt nicht weit von hier
Sagtest Du wie nebenbei zu mir
Und ich sah in Deinen Augen
Die zur Schüchternheit nicht taugen
Das Du halten wirst was Du versprichst





Freitag, 14. September 2007

Weh dem Haus, in welchem jeder regieren will 2 !!!

Ich habe es gestern gesagt und Markus hat es richtig bemerkt: ich kann triumphieren. Und die aktuelle Tabelle von heute abend musste ich fotographieren.

Donnerstag, 13. September 2007

Weh dem Haus, in welchem jeder regieren will!

Ich liebe meine Brüder. Sie sind wunderbar: witzig, intelligent und immer da. Sie haben nur einen Fehler, der mir an 32 Spieltagen nichts ausmacht, der aber an zwei Tagen zu einigen Konflikten führt: sie sind - in der Region nicht unüblich - Werder Bremen Fans. Morgen ist es wieder soweit. Mein Verein - Borussia Dortmund - trifft auf ihren Verein. Da der BVB diese Saison mal wieder nicht um die Meisterschaft mitspielt, ist es für mich natürlich klar, dass ich sie dann den Bremern wünsche - ein bisschen verpflichtet Geburtsort (jaha, ich bin im Gegensatz zu meinen Brüdern nämlich in Bremen geboren) dann doch - aber nicht auf Kosten meines Vereins. Und wenn sie gegen Dortmund die Meisterschaft verspielen würden? Sollen sie doch, dann haben sie die Meisterschaft eh nicht verdient. Was wäre ich auch sonst für ein Fan? Wahrscheinlich der Typ Bayern-Fan. Aber lassen wir das. Also: gegen Dortmund wird nicht gewonnen. Basta.
Ich erinnere mich noch gut an den 12. Spieltag der letzten Saison: 10.11.2006, das Freitagsspiel Dortmund in Bremen. Was war hier los in der Woche vorher: jeden Tag grinste mein Bruder mich an und murmelte was von "noch lächelst Du..." - meine Freunde - fast alle ausnahmslos WerderFans - konnten sich gemeine Bemerkungen nicht verkneifen. Und dann? Nach dem Spiel wurden sie alle ganz kleinlaut und mein Handy stand nicht mehr still. Eine 1 - 3 Klatsche für die Bremer im eigenen Stadion. Noch Fragen?

Nun morgen: mein kleiner Bruder tippt größenwahnsinnig auf ein 0 - 2. Ich auf ein 2 - 1. Von 20:30h bis ca 22:20h wird das Sprichwort "Blut ist dicker als die Farbe aus der die Vereinsfarben ist" nicht greifen. Und ich weiss: ich werde triumphieren. Was wurden die beiden auch vom falschen Verein gefunden?

Dienstag, 11. September 2007

Biere, Bälle, Bonzen - Stadien.

Warum stehen Stadien da, wo sie stehen und wo stehen sie überhaupt?
Bei anderen Bauten scheint es uns ganz logisch, warum sie da stehen: in Oldenburg, als durch ein Adelsgeschlecht geprägte Stadt, finden wir in der Stadtmitte das Schloss, in Bremen, einer eher bürgerlichen Stadt, das Rathaus, in Oberhausen bis vor wenigen Jahren die Zeche. Diese Dinge prägen das Bild einer Stadt nachhaltig, während Stadien in Deutschland oft durch ihre Randlage in wissenschaftlichen Untersuchungen außen vor bleiben. Mittlerweile sieht man zwar oft die Türme der Flutlichtanlagen, aber dies war ja auch nicht immer so. Innerhalb der mental maps sind Stadien in Deutschland oft noch nicht angekommen - ausser natürlich bei Fußballfans. Anders dagegen in England, wo Stadien zum normalen Stadtbild dazugehören und fest darin eingebunden sind. Wer öfter mal zu Fußballspielen fährt, weiß, dass es vom Bahnhof zum Stadion oftmals noch ein weiter Weg ist – und das nicht nur, weil die Busse und Bahnen überfüllt sind. Anders da in einem Großteil der Städte Englands.
Die Frage, die sich unweigerlich stellt und die ich auch schon eingangs formuliert habe, ist die: aus welchem Grund sind in Deutschland Stadien oft außerhalb der Innenstädte?
Betrachtet man sich Stadien in Deutschland beispielsweise über Google Earth wird man feststellen, dass sie meist in der Nähe von Schrebergärten oder an natürlichen Grenzen liegen. Wie das Weserstadion (erbaut 1909), die AOL-Arena (erbaut 1925, 1953 und 1998) oder das extremste Beispiel: die Allianz-Arena (erbaut 2005), das wie ein Fremdkörper wirkt. Parks oder andere Sportplätze sind hier zu sehen, kaum Wohnbebauung, die Stadien wirken nicht unbedingt wie eingebunden in die Stadtstruktur.




Betrachten wir im Gegensatz dazu einmal fünf bzw. vier Stadien der Premier League in England: den St. James Park in Newcastle (erbaut 1891), die beiden Arsenal Stadien „Arsenal Stadium“/Highbury (erbaut 1913, Foto Mitte rechts) und „Emirates Stadium“/Ashburton Grove (eröffnet 2006, Foto Mitte links), das Stadion vom FC Everton, der Goodison Park (erbaut 1892, Foto unten, oben) und das des FC Liverpool, die bekannte Anfield Road (erbaut 1884, Foto unten, unten).
Was sehen wir hier? Die Stadien eingebunden in die Bebauung, gleich neben den Eingängen – gerade bei den Stadien in Liverpool/Everton und London - Wohnhäuser. In Newcastle haben wir heute gleich ein Studentenwohnheim nebenan und den Eingang zu „China-Town“ gegenüber.




England
1863 wurden in England die ersten Fußballregeln festgelegt und die FA gegründet. Zu dieser Zeit war der Fußball schon ein recht weit entwickeltes Spiel, das auf einer breiten Basis stand. So sind die ersten Vereinsgründungen in England in den 1870er Jahren festzustellen: Aston Villa, Blackburn Rovers, Bolton Wanderers, Everton FC, FC Sunderland und Manchester United. Am 08. September 1888 wurde dann die erste offizielle englische Liga mit elf Mannschaften gegründet.
Einher ging die Entwicklung der Liga mit der Industrialisierung und damit dem Anstieg der Gehälter auch bei Arbeitern, dem Anstieg der Freizeit und vor allem dem Ausbau der Infrastruktur. All dies ermöglicht das Entstehen eines „neuen Menschentyps, der als Fan in die Geschichte eingehen wird.“**
Als nun nicht mehr nur die heimischen Fans an die Sportplätze wandern – wie auch heute kann man sich fürs späte 19. Jahrhundert schon richtige Auswärtsfahrten vorstellen, wo die Schlachtenbummlern ihren Vereinen hinterher reisten - wird es nötig, große Gebäude zu errichten, um nicht nur die Fans für die Dauer von knapp zwei Stunden zu beherbergen – sondern auch um die eigene Vormachtsstellung eindrucksvoll unter Beweis zu stellen: die ersten Stadien entstehen.

Eines der ältesten ist gewiss die Anfield Road in Liverpool, die die ersten acht Jahre nicht Stadion des FC Liverpool war, sondern das vom Everton FC, die sich das Stadion nach einer Zeit nicht mehr leisten konnten (der Besitzer John Houding hatte die Pacht stark erhöht) und aus dem Stadion auszogen (um dann in den Goodison Park umzuziehen). Damit dies aber nicht leer stand, wurde der FC Liverpool gegründet. Die Geburtsstunde einer lokalen Rivalität.
Der Besitzer (John Houding) des Stadions war Brauereibesitzer und Politiker: er hatte also nicht nur Geld, um ein Stadion zu bauen und eine Mannschaft zu unterhalten, sondern auch die politischen Mittel dazu – man kann ihn somit sicherlich als einen der ersten wirklichen Vermarkter von Fußball bezeichnen (Ulli Hoeness-like). Öfter waren Brauereien oder ähnliche Mitfinanciers der Vereine und somit war auch ein finanzieller Background gegeben. Als Manchester United 1902 in eine tiefe finanzielle Krise atürzte, war der Retter der Stunde John H. Davies – ebenfalls ein Brauereibesitzer – der die Schulden tilgen konnte und neun Jahre später „Old Trafford“ bauen ließ. Diese Tatsache lässt sich auch für fast alle anderen 46 Profivereine an der Wende des Jahrhunderts feststellen: fast alle Präsidenten der Vereine waren Kneipiers, Brauereibesitzer oder ähnliches und hatten nicht nur ein Monopol auf die Bewirtung der Gäste innerhalb der Stadien, sondern auch meist zahlreiche Kneipen um die Stadien. (social drinking) Da die Besucher der Spiele auch meist ihre Quartiere um die Stadien herum hatten (die meisten Stadien stehen an Arbeiterquartieren – also) war ums Stadion herum so etwas wie die Lebenswelt/Heimat der Fans.

Deutschland
Während also in England Industrialisierung und „Fußballisierung“ auf dem Vormarsch war, gab es in Deutschland noch immer Streit zwischen Turnern und den so genannten „Fußlümmlern“. Zogen in England Spiele bereits um die Jahrhundertwende an die 100.000 Zuschauer an, so war dies in Deutschland noch nicht der Fall. Zwar gab es auch in Deutschland ab den 1870er Jahren die ersten Vereine, aber waren dies meist kleine Grüppchen, entstanden in den „Engländer-Kolonien“. Eines der ersten Stadien in Deutschland war u.a. das Weserstadion, das 1909 erbaut wurde. Und dies ist für deutsche Verhältnisse recht früh! Da die Turnvereine in den Städten erstens etablierter waren (Streit zwischen Turnern und Sportlern), fielen ihnen eher die günstigen Plätze für die Errichtung von „Sportstätten“ (wenn Turnen auch kein Sport ist, sondern eben Leibesübung) zu. Zweitens kam der Fußball-Aufschwung zu stark verspätet in die Zeit der Hoch“verstädterung“ und konnte keine Plätze mehr finden. Übrig blieben an den Rändern brachliegende Wiesen (Anekdoten über Fußballplätze auf denen in der Mitte ein Baum steht kennt man ja auch heute noch) oder – wie beispielsweise in Oldenburg – Exerzierplätze oder Radrennbahnen. Und hiermit sind ja bis jetzt nur Sportplätze gemeint! Für die Zuschauer waren meist nur Holztribünen oder aufgeschüttete Erdwälle da. Als der Fußball zum Zuschauersport wurde, gab es immer mehr, die sich gegen diese Entwicklung wehrten.
„Der Sport ist in der Hauptsache englischen Ursprungs. Auf seine großen Gefahren und Auswüchse ist von medizinischer und pädagogischer Seite hingewiesen worden. Der Sportbetrieb beeinträchtigt häufig die ernste, geistige Arbeit. Der Kampfplatz, der ja im Grunde dem Zeitvertrieb des Publikums dient, ist unnötig.“***
Erst nach dem ersten Weltkrieg war die Zeit der wirklich großen Stadien gekommen, da war die industrielle Stadtentwicklung aber schon zum größten Teil abgeschlossen.

Vergleich:
Wie eingangs erwähnt, hatte der Fußball in England nicht mit den Anfeindungen wie in Deutschland zu kämpfen. Unterstützt von Industriellen und politischen Einflussnehmern war es möglich, die Stadien zu bauen und auch zu unterhalten und so stadtnah – leicht erreichbar – zu bauen und waren somit Bestandteil der Stadtentwicklung – der Stadionbau gehörte zur von der Industrialisierung angetriebenen Stadtentwicklung also dazu.
Anders dagegen in Deutschland: hier wurde der richtige Zeitpunkt für den Bau der Stadien verpasst. Als der Fußball sich auch als Zuschauersport durchgesetzt hatte, war die Stadtentwicklung so weit fortgeschritten, dass kein Platz mehr an den zentralen Orten war. Ein Grossteil der deutschen Stadien ist zwar durch das erneute Wachstum, Eingemeindungen und ähnliches etwas mehr in die Stadt eingegliedert worden, aber diese enge Einbindung wie in den englischen Städten hat es bis heute nicht gegeben. ****

* Quelle: alle Photos GoogleEarth.
** Steinert, Hajo: Schnellkurs Fußball, Köln 2002, Seite 59.
***Grolms, Friedrich: Erfreuliches und Unerfreuliches vom Koblenzer Stadion, in: Fußball und Leichtathletik 16, 1915, S. 417.
**** Eine wissenschaftlichere, also zitierfähige, Version des Artikels gibt es hier.

Donnerstag, 6. September 2007

Die schmerzhafte Grenze zwischen Parodie und Ernst

Seien wir mal ehrlich: bei Fußballspielen und in der Diskussion um alles, was mit Fußball zu tun hat, verändern wir uns. Wir verwenden Worte und Beschreibungen für Menschen, die wir im Alltag nie benutzen würden, machen Witze und lachen über welche, die wir ansonsten überhören oder mit einem Augenbrauen-hochziehen kommentieren würden.
Als Gerald Asamoah in der letzten Saison sagte, er würde von Dortmund nach Hause laufen, sollten sie dort Meister werden, konnte ich dies nur mit einem „Na, ist aber ein ganz schönes Stück nach Afrika“ kommentieren. Einige lachten, andere guckten schockiert und murmelten ein tadelndes „Ulrike!“. Aber wo hört denn Rassismus auf und wo fängt er an? Würde ich dies über Beckham sagen („Na, von L.A. nach England ist es ja ein ganz schönes Stück.“), wäre niemand entsetzt, bei Asamoah – bekanntlich schwarzer (ist das jetzt politisch korrekt?), deutscher Nationalspieler – ist das dann schon anders; aber warum sollte es das sein? Und warum ist es das? Und warum fühle mich wie eine kleine Rassistin, während ich dies hier schreibe, obwohl mir nichts ferner liegt?

Vielleicht liegt die Grenze in etwas, was sich einfach nicht fassen lässt: Wo der Mensch herabgewürdigt wird – beispielsweise, wenn Affengeräusche beim Auflaufen eines schwarzen Spielers gemacht werden – hört einfach jeder Spass auf, wo aber über das Land parodisierende Witze gemacht werden – beispielsweise Witze über italienische Schwalben - sollte man vielleicht übers nervige politisch Korrekte hinwegsehen, mit lachen und das wichtigste an allem: eben auch über sich selber lachen können. Ich zum Beispiel habe mich herrlichst amüsiert als eine englische Zeitung nach der 1 – 5 Pleite Deutschlands gegen England schrieb: Ohne Befehl läuft bei denen gar nichts.

Mittwoch, 5. September 2007

Mein MSV Duisburg

kinder des ruhrgebietes müssen schon in der grundschule eine grunseinstellung ihres lebens bestimmten. klingt hochtrabend, aber es ist doch so.
wer sich als kind den falschen verein aussucht, der wird leiden. da aber schon die schultüte nach möglichkeit die richtige farbe haben sollte, wird es ein blindflug.
bei mir war es blau und weiß, wenn auch nicht auf der schultüte.
damit war ich in der unterzahl, da damals gerade lüdenscheid und bayern angesagter waren. schalke war in einem loch, was den vorteil hatte, dass ich wenigstens in ruhe gelassen wurde.
schlimm hatte es ein dickes kind erwischt, dessen vater seine liebe zum MSV duisburg weitergab. duisburg war höchststrafe!
niemand kannte auch nur einen spieler, duisburg als stadt wollte uns auch nicht attraktiv erscheinen und sowieso: ein zebra als maskottchen? das kann nichts sein.
er hat gelitten unter uns.

knapp 15 jahre später bekam ich erneut kontakt mit dem MSV und es war an der zeit, meine theorie zu prüfen: war der MSV wirklich so eine graue maus?
da ein kommolitone und ich zusammen ein seminar mit dem tollen titel "soziologie des fußballs" besuchten (nebenfach), stand ein pflichtbesuch im stadion an, zumindest wenn man denn eine gute note wollte.
freikarten, ballspiel beobachten und dafür eine gute note - klingt nach gutem deal.
allerdings war schon die anreise durch duisburg eine gefahr für jedes auge. das wegbier leerte sich, wir kamen an und dachten, es hat schon angefangen. da waren wir also zu 6t aus einem seminar mit ca. 70 leuten.
keiner wollte den MSV sehen.
das problem: ich sah auch nur ca. 60 fans des MSV - und die sollten wir immerhin auf aggresionen untersuchen.
ich setzte hoffnungen darauf, dass die harten vielleicht schon in der kurve stehen.
taten sie nich.
ok, das spiel ging gegen einen verein, den ich heute nicht mehr eindeutig identifizieren kann. gleich ein kleines rätsel für alle profis:
- es ist ca. 6 jahre her (können auch 5 oder 7 sein)
- es war 2 liga
- es war der letzte oder vorletzte spieltag
- es ging für die anderen um abstieg oder nicht
- für duisburg ging es um nichts
- die lila jungs haben gewonnen. (trikots lila)

wie auch immer. was entscheident war für meine meinung zum MSV:
wir kamen ins stadion (das alte!) rein, sahen uns um und stellten fest: haupttribüne waren ca. 1000 menschen, alle sitzen wild durcheinander, keiner trägt wirklich was blau weißes.
stehplätze: ein paar einzelne, keine gruppen, die meisten sitzen auf den betonstufen herum und trinken bier. keiner spricht.
als kontrast dazu der gästeblock:
proppevoll. bis auf den letzten platz. laut waren sie, wie fans sahen sie aus, wie fans haben sie sich benommen und durch die lila trikots sah das stadion komplett skuril aus: eigentlich alles leer, alles gelangweilt und grau - nur der gästeblock, der ist lila und schreit.
die sonne lachte, es hatte 30 grad und weil wir jung waren, dachten wir: bier trinken wird uns schon unterhalten.
bei der aufstellung war dann duisburg nicht mehr duisburg.
"mit der nummer 1 im tor, georg ...." "ARSCHLOCH!!!"
(ich weiß nicht, ob es damals schon georg koch war)
nur das wir dann auch mit einstimmten, weil wir duisburg da schon so scheiße fanden, dass wir nicht für die sein wollten. ein verein, wo nur weil es um nichts mehr geht gerade noch 2000 leute kommen - was soll das für ein verein sein? da hat leverkusen mehr.
großartig ist aber die hymne des MSV:
"zebrastreifen weiss und blau, zebrastreifen weiss und blau, einer jeder weiß genau, das ist der M S V!" natürlich wurde an dem tag vor das "MSV" ein "SCHEIß!!" gesetzt, dass wir dann auch mitsangen - genau wie alle anderen duisburger. es war deprimierend.
nach einigen bierchen und sehr guten bratwürstchen gingen wir aus dem stadion. duisburg gewann nicht. hatte auch keiner mit gerechnet.
was ich mich fragte: wie kann ein verein wie duisburg es schaffen, dass so wenige fans interesse am verein haben? offensichtlich ist der verein nicht so verwurzelt wie andere hier im revier. klar, mit der neuen "arena" und jetzt wieder in der bundesliga - da sind es wieder viele. auch sei nicht verschwiegen, dass ich im spiel gegen mönchengladbach von den duisburger ultras doch überrascht war. aber wenn die belegschaft nur zu den top-spielen kommt.....

der fade beigeschmack dieses tages liegt seitdem über dem MSV und ich muss noch immer leise "scheiße" murmeln, wenn ich in der sportschau das lied mit den zebrastreifen höre.

Dienstag, 4. September 2007

Teufelswerk Werksmannschaften

Unsere Tipprunde hat einen ersten Tagessieger: Enno.
Wir lästerten über die skandalöse Verteilung von Referendariatsplätzen (Einser Examisten nach Wolfsburg und Salzgitter), als er sagte: "Scheiss Werksmannschaften. Schreibt darüber!" Hier unsere Meinung zu Werksmannschaften, natürlich ohne Gewähr:

Björn:

Werksvereine und warum sie nützlich sind!

Werksvereine zeichnen sich durch zweierlei aus: Gesichtslosigkeit (mit Buchstabendreher wird ein Geschichtslos daraus - was auch trifft) und dadurch, dass Sie keine oder wenig Fans haben. Das schöne an all dem schlechten ist, dass Sie auf der anderen Seite zeigen, dass ein Fußballverein zumindest für die Fans eben kein „Unternehmen“ ist, sondern ein Freund, ein Stück Heimat, ein gewachsenes Stück Identität. Das bieten Vereine aus der Retorte nicht: die bieten einen Sponsor mit Geld, ein halb leeres Stadion und gekünzelte Stimmung. Und genau das ist ihre einzig Sinnvolle Funktion: Sie sind die Beispiele für das, was wir nicht wollen.

Ulrike:

Ein Haufen Elend

Es gibt nur wenige Paarungen in der Bundesliga, die mich dazu animieren, in der Zeit, in der sie gezeigt werden, die Toilette zu putzen, diese zu nutzen, den Müll nach unten zu bringen oder vor Langeweile immer wieder mit dem Schädel gegen die Wand zu schlagen. Ausgesprochener Spitzenreiter dieser Spiele: VfL Wolfsburg – Bayer Leverkusen: Können zwei Mannschaften, zwei Fanlager, zwei Stadien langweiliger sein als diese beiden?
Nein, und das hat einen Grund: Betriebs/Werksmannschaft: Geld macht eben keinen richtigen Verein, eine „Ausgliederung“ keine Gründung und für mich bleibt unvergessen wie mein Bruder nach einem Auswärtsspiel seines Vereins in Wolfsburg sagte:“Kalkofes Parodie auf Köln: Dom von unten durch ne Betonplatte gehauen; Ulrike, das haben sie in Wolfsburg mit ner ganzen Stadt gemacht!“
Das englische Pendant dazu: Milton Keynes Dons (vormals Wimbledon FC) – kennt niemand?
Zu Recht.

Montag, 3. September 2007

"Der ist sooooooooo süß!!!!!"

Dieser Eintrag mit dem Verweis auf diese Seite erinnerte mich an einen unglaublichen Aufreger vor knapp einem Jahr. Eine Kommilitonin von mir saß im Seminar - "Die Geschichte der FußballWeltmeisterschaften" - , es war kurz vor der WM, und hatte ihre ganze Federtasche mit Cristiano Ronaldo-Aufklebern verschandelt verziert. Man sollte doch nun auch meinen, dass jemand, der solch ein Seminar besucht, sich für den Fußball an sich interessiert. Aber nein: wurde in einem der Referate irgendein Video moderner Spiele mit den bekannten Pin-Up-Spielern gezeigt, brachen sie und ihre Freundin in albernes Gekicher aus und wurden völlig hysterisch. Als irgendwann heraus kam, dass diese beiden nicht einmal Abseits erklären konnten (zudem hatte ich die Vermutung, dass sie auch nicht wussten, wie viele Spieler zu einem Fußballspiel gehören), waren sie natürlich unten durch. Aber diese Schrappnellen Groupies stellen ja leider keine Seltenheit da.

Gerade kurz vor Welt- oder Europameisterschaften schiessen diese kleinen Mädchen aus dem Boden, die keine Ahnung vom Fußball haben, dafür aber genau den Brustumfang und das LieblingsEssen ihres angebeten Spielers kennen. Wenn sie dann in einer großen Gruppe sind, hoffen sie, die coolen Typen durch ihre lang geübten Aussagen zu beeindrucken: Er hört, wie sie sagt "Freddie Ljungberg ist toll" und denkt, sie meint die Ballbeherrschung, sie spricht von seinen Waden. Natürlich habe auch ich ein paar Spieler, die ich von einer rein weiblichen Popstar-Perspektive irgendwie aufregend finde (meine Schwäche für englische Spieler ist mittlerweile legendär), aber ich sitze nicht kreischend vor dem Fernseher oder fliege meilenweit zum Training, nur um den Hintern irgendeines Spielers begutachten zu dürfen: ich mag das Spiel, die Bewegungen, die Schnelligkeit, die Technik und das wunderbar befreiende Gefühl, wenn für die richtige Mannschaft ein Tor gefallen ist.
Eigentlich könnten sie die Spieler auch so lange anhimmeln, wie sie wollen, nur etwas stiller und weniger auffallend wäre gut. Denn wenn man als Frau sagt: "Ich interessiere mich für Fußball," wird man meist milde belächelt und kann jahrelang damit verarscht werden, wenn man mal etwas nicht gewusst hat oder doch mal einen FußballPopStarTrip fährt - da sind diese Groupies keine Hilfe.
Diese Fans sollen sich mal an US5, Tokio Hotel, die Backstreet Boys o.ä. wenden und mich nicht nerven.