Donnerstag, 20. September 2007

Absurdes Chelsea

Chelsea entlässt seinen Trainer nach 2 Meisterschaften, weil er in der Champions League unentschieden spielt. Das hätte man vor 30 Jahren so mal sagen sollen. Heute? Hat man darauf gewartet.
Warum der Trainer der Dumme und Geld nicht alles ist, haben wir heute in einer neuen Form aufbereitet. Wir mischen die Meinungen und machen somit ein aus/fgezeichnetes Live-Gespräch daraus. Immer was neues. Wie das aussieht? So:

Ulrike: In den letzten Wochen überschlugen sich die zahllosen deutschen Blättchen über immer neue Schreckensnachrichten im "Fall Ballack". Was meinst Du, wie es nun - nach der Entlassung Mourinhos - mit den beiden Sorgenkindern Michael Ballack und Andrij Schewtschenko weitergeht?

Björn: Hmmm. Ich fand es schon damals dumm zu Chelsea zu gehen, weil ich Michael Ballack für völlig überschätzt halte. Aber das was er kann, kann er nicht da zeigen, wo 3 andere das gleiche können. Der Trainer spielt da glaube ich keine große Rolle. Aber das ist immer das gleiche: weil es viel Geld gibt, geht man zu so einem Verein und wird dadurch relativiert. Michael Ballack hätte gleich zu einem Verein gehen sollen, der mit seinem Talent das richtige macht. Also eine Mannschaft die ihn auch wirklich braucht. Also ich würde tippen, dass er bleibt, aber keine große Rolle spielen wird, genau wie Herr Schewtschenko.

Ulrike: Nunja. wäre auch sicherlich einfacher.... Kaum spielen, aber trotzdem Geld verdienen. Mich hat Chelsea in den letzten Jahren immer an so ein Kuriositäten-Kabinett erinnert: diese Dinger, die Menschen kaufen, die beispielsweise nur ein Auge haben. Nur, dass es bei Chelsea um die Namen ging.

Björn: Ja, genau das. Und jetzt kommt es anders als gedacht, weil man mit Geld nicht automatisch ein Abo auf die Meisterschaft kaufen kann. Und weil dann ein Herr Ballack eben seine Qualität gar nicht mehr zeigen kann. und auch andere werden da untergehen. Wer hat denn seit er bei Chelsea ist außer Drogba noch von sich reden gemacht?

Ulrike: der singt nun demnächst in der Royal Albert Hall... "Diamonds are a girls best friend"....

Björn:: Ja, dass kann er vielleicht sogar auch noch. Aber sonst? Alle untergegangen. das ist wie ein Menü in dem jeder Gang nur noch lecker ist und nach 3 Tagen mit leckeren Menüs vergisst Du, dass es auch essen gibt, dass weniger gut schmeckt. Ein Star ist eben jemand der auch aus der Masse heraussticht. Wie soll das noch gehen, wenn alle nur Stars sind?

Ulrike: Die frage müsste vielleicht eher lauten: was passiert, wenn sie alle Stars sind, aber der eine wegen seiner Frisur, der andere wegen seiner Ehefrau? Und nur wenige wirklich als Spieler...

Björn: Hmmm. aber die Qualität war ja vorher da. Das mit den Haaren und Autos und Spielerfrauen ist ja doch eher Real oder Barca. Das sehe ich bei Chelsea nicht so stark. Aber Stars sind es eben auch nicht mehr wirklich und Stars werden auch daran gemessen, welche Erfolge sie feiern. Und wegen des vielen Geldes dachte man wohl, dass die erfolge schon kommen. Es ist doch schön dass wenigstens diese Rechnung nicht aufgeht.

Ulrike:: Merkt man nun ja auch an den Bayern. Zwar dominieren sie die Liga, aber bei weitem nicht so, wie es der Kicker predigte... Und nun träumen die Bayernfans in einigen Foren ja schon von Mourinho als Hitzfeld-Nachfolger...

Björn: Was sicher nicht einmal dumm ist. Denn meiner Meinung nach bleibt er - sportlich - ein großer Trainer. Modern, schnell und mit gutem System. Nur: seine Arroganz kann er bei Bayern nicht durchsetzen. Dasselbe wie bei Chelsea: Wenn dahinter jemand sitzt, der so was nicht schätzt (das tut Uli Hoeness nicht...) dann wird er ebenfalls sobald es geht auf der Straße sitzen. Er hätte vielleicht früh genug nach Wolfsburg gehen sollen. Den Laden hätte er mit wehenden Fahnen überrannt. Und vielleicht sogar wirklich Erfolge gehabt. Okay, weniger Erfolg als bisher konnte Wolfsburg wahrscheinlich auch gar nicht haben.

Ulrike: Dass ein Verein wie Wolfsburg kein Anrecht auf einen Platz in der ersten Liga hat, ist ja auch klar... Mich interessiert wirklich, wo Mourinho bald sitzen wird. Solch ein Ego darf neben sich nicht noch ein Ego sitzen haben... bei Bayern wäre neben Hoeness auch noch der Kaiser...

Björn: Eben. Aber im Spitzensport wird er so keinen Platz finden, denn Trainer müssen austauschbar sein. Und er hatte eben den Chelsea-Nachteil: alle Mittel zu haben ist ein Fluch, denn wenn Du alles bekommst, was Du brauchst, um ein Auto zu bauen und dann kommt dabei nichts raus, dann hast du beim Bauen versagt. Nicht der, der Dir Teile geben sollte. Denn das hat er gemacht. Wenn die nicht passen geht das auf Deine Kappe. Abwegiger Vergleich, aber er hat keine Entschuldigung dafür, nicht Meister geworden zu sein. Und das ist vielleicht das wirklich interessante: es war der erste Versuch, wo ein Trainer wirklich alles und jeden haben konnte, den er wollte. Damit war er aber auch der erste, der wirklich objektiv zum Erfolg verdammt war. Und damit kann man beim Sport nur scheitern, denn Sport ist immer auch mit Zufall und Glück gepaart. Dumm gelaufen für ihn und dumm das Angebot angenommen zu haben - weil es zu ahnen war.
Aber wer meinst Du denn ist der nächste Dumme? Wer würde das Risiko noch auf sich nehmen? Klinsmann?

Ulrike: Mein gesunder Menschenverstand sagt mir, dass Klinsmann da nur scheitern kann. Er würde sich auf Dauer mit Abramowitsch genauso in die Haare bekommen wie Mourinho. aber Klinsmann hat mich schon so oft überrascht - das war nun die Kunst den Nichtssagens... Ich habe nämlich keine Ahnung, wer groß genug für den Schuh auf Dauer sein soll... Aber der Loddar traut sich das bestimmt zu....

Björn: Loddar dachte ich auch schon. aber Klinsmann ist zu klug. Der wird - wenn überhaupt - was Kleineres nehmen. Vielleicht eher so was "kleines" wie Newcastle oder Valencia. Klein ist relativ, aber klein in Bezug auf Finanzen und Möglichkeiten. Da wird nicht gleich erwartet dass Du alles holst. Aber die Frage ist ja eigentlich: Ist Mourinho mit 2 Meistertiteln wirklich gescheitert? Jeder andere würde damit gefeiert. Auch mit Geld dahinter: war das Problem vielleicht, dass ein Amateur mit Geld versucht, jemanden mit Ahnung von der Materie zu beurteilen? Also Abramowitsch der Amateur gegen Mourinho?

Ulrike: Prinzipiell ja. Wie soll jemand, der sein Geld mit Öl gemacht hat, einen Fußballsachverstand und vor allem Trainingssachverstand aus dem Ärmel zaubern? Und: zwei Meistertitel sind viel. Mourinho ist nur an den Allmachtsphantasien eines modernen Oligarchen gescheitert... Und hat sich davon anstecken lassen... Und: Newcastle hat Big Sam. das hat bis auf letzten Montag bis jetzt gut geklappt...

Björn: Ja, Newcastle war auch nur ein Beispiel für die "Größenordnung" die ich Klinsmann zutrauen würde. Aber ein Trainer kann Größenwahn ruhig haben, wenn er es nicht sogar zwingend braucht. Aber wenn dahinter jemand steht, der die Aufgabe nicht erfüllt und nicht daran arbeitet, aber das Ergebnis haben will - das kann niemals klappen. Das würde aber ja heißen, dass Chelsea nicht zu trainieren ist. Eigentlich. Und was - wenn das so ist - sollen die dann noch machen?

Ulrike: Vor allem, sich überdenken... Wie weit bitte ist es gekommen, wenn eine Mannschaft nicht mehr trainierbar ist, weil der Besitzer des Vereins dem Wahnsinn anheim gefallen ist?
Aber zum Schluss noch eine Fundamental-Frage: Mourinho-Fan? oder Mourinho-Hasser? Er ist ja schon jemand, an dem sich die Geister scheiden....

Björn: Kann man denn Fan von dem sein? Ich glaube, seine Arroganz verbietet das. Aber ich kann nicht umhin, ihn als Profi zu bezeichnen. Seine Arbeit ist was anderes als sein auftreten, seine Politik nicht zu vergleichen mit Gentleman wie Alex Ferguson, aber er ist eben einfach ein guter Trainer. Vor allem beeindruckt hat mich, dass die Spieler die er kauft, meist dem gleichen Typ folgten. Er hat einfach eine Linie und im Gegensatz zu vielen anderen Vereinen sah ich eine Linie. Nur war mir klar, dass er die nicht würde zu Ende bringen können.

Ulrike: Ich bin ja bekennender Mourinho-Fan. Zum einen aus den von Dir genannten Gründen: seine Fußballsachverstand, sein unbestreitbares Können. Zum anderen mag ich aber auch "Typen" im Fußball: er erscheint oft wie ein Besessener; deshalb auch oft dieses ungentlemanhafte Verhalten mit einem Lausbubengrinsen. Gerade, dass sich an ihm die Geister scheiden und er sich durch nichts beirren lässt (ausser durch Abramowitsch irgendwie), macht ihn für mich irgendwie sympathisch.

Björn: Ja, dem stimme ich - bis auf das mich die Sprüche mehr nerven vielleicht - voll zu. Er ist einer von denen, die den Sport ausmachen.

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