Donnerstag, 6. September 2007

Die schmerzhafte Grenze zwischen Parodie und Ernst

Seien wir mal ehrlich: bei Fußballspielen und in der Diskussion um alles, was mit Fußball zu tun hat, verändern wir uns. Wir verwenden Worte und Beschreibungen für Menschen, die wir im Alltag nie benutzen würden, machen Witze und lachen über welche, die wir ansonsten überhören oder mit einem Augenbrauen-hochziehen kommentieren würden.
Als Gerald Asamoah in der letzten Saison sagte, er würde von Dortmund nach Hause laufen, sollten sie dort Meister werden, konnte ich dies nur mit einem „Na, ist aber ein ganz schönes Stück nach Afrika“ kommentieren. Einige lachten, andere guckten schockiert und murmelten ein tadelndes „Ulrike!“. Aber wo hört denn Rassismus auf und wo fängt er an? Würde ich dies über Beckham sagen („Na, von L.A. nach England ist es ja ein ganz schönes Stück.“), wäre niemand entsetzt, bei Asamoah – bekanntlich schwarzer (ist das jetzt politisch korrekt?), deutscher Nationalspieler – ist das dann schon anders; aber warum sollte es das sein? Und warum ist es das? Und warum fühle mich wie eine kleine Rassistin, während ich dies hier schreibe, obwohl mir nichts ferner liegt?

Vielleicht liegt die Grenze in etwas, was sich einfach nicht fassen lässt: Wo der Mensch herabgewürdigt wird – beispielsweise, wenn Affengeräusche beim Auflaufen eines schwarzen Spielers gemacht werden – hört einfach jeder Spass auf, wo aber über das Land parodisierende Witze gemacht werden – beispielsweise Witze über italienische Schwalben - sollte man vielleicht übers nervige politisch Korrekte hinwegsehen, mit lachen und das wichtigste an allem: eben auch über sich selber lachen können. Ich zum Beispiel habe mich herrlichst amüsiert als eine englische Zeitung nach der 1 – 5 Pleite Deutschlands gegen England schrieb: Ohne Befehl läuft bei denen gar nichts.

1 Kommentar:

Galen hat gesagt…

Hab da irgendwo noch ne schöne, gezeichnete Anzeige von Air Canada aus ner englischen Zeitung, kurz nach der WM 1998. England ist (bekanntlich?) gegen Argentinien rausgeflogen, Becks hatte nen Platzverweis kassiert und deswegen einen Großteil der Schuld zugewiesen bekommen. Und in dieser Anzeige sah man das englische Nationaltrikot mit der Nummer 7 (Beckham) an einem Kleiderhaken in der Umkleidekabine, garniert mit dem Spruch "There's never been a better time to fly to Canada" - großartig!